Führungskompetenz: Lob und Kritik richtig einsetzen

Führungskompetenz Lob

Führungskompetenz umfasst ein Set an Fähigkeiten, Tools und Methoden. Dies alles entscheidet gemeinsam, wie flexibel und erfolgreich du in Führungssituationen agieren kannst. Dies bezieht sich nicht nur auf Situationen, in denen du formell eine Nominierung hast, zum Beispiel Teamleiter. Auch in der normalen Zusammenarbeit im Team beeinflussen diese Kompetenzen deinen Erfolg. Beispiele sind das Beeinflussen von Situationen, Fortschritte im Team voranzubringen und die Zusammenarbeit aktiv zu gestalten. Und zuletzt findet sich diese Führungskompetenz natürlich auch in der Selbstführung wieder.

In diesem Artikel geht es speziell um die Kompetenz Lob und Kritik gezielt einzusetzen. Ich beziehe mich dabei auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse von Marcial Losada.

Übersicht

Der wissenschaftliche Hintergrund: das Losada Verhältnis

LOSADAs Arbeit

Marcial Losada hat in verschiedenen Studien untersucht, wie sich das Verhältnis von positivem und negativem Feedback auswirkt. Dabei werden sowohl die Performance von Teams, als auch die Entwicklung der einzelnen Teammitglieder betrachtet. Mit positivem Feedback ist hier zum Beispiel Lob, das klare Benennen und Feiern von Erfolgen gemeint. Mit negativem Feedback ist zum Beispiel das Äußern von Kritik oder das Betonen von Misserfolgen gemeint.

Das Losada Verhältnis beschreibt in diesem Zusammenhang die Zahl, die man erhält, wenn man die Anzahl aller positiven Aussagen durch die Summe aller negativen Aussagen teilt.

Die Studien haben dieses Verhältnis und die Performance von Individuen und Teams einander gegenübergestellt. Anhand dieses Verhältnisses lässt sich im Umkehrschluss prognostizieren sowie aktiv gestalten, wie erfolgreich die Entwicklung von Teammitgliedern, wie hoch ihre Zufriedenheit und wie gut die Performance des gesamten Teams ist.

Richtwerte fürs Fine-Tunen der Führungskompetenz

In der ersten Veröffentlichung hat Losada folgende Schwellenwerte für das Losada Verhältnis identifiziert:

  • < 3: geringe Performance von Individuen und Team, wenig Entwicklung, geringe Zufriedenheit und durchschnittlich höhere Fluktuation in den Teams
  • 3 – 6: solide und nachhaltige Performance, Entwicklung der Fähigkeiten der Individuen
  • 6: Bei und knapp über 6 findet die beste Performance und Entwicklung statt. Hier sind die Benchmarks innerhalb eines Unternehmens und auf Unternehmen betrachtet in der Branche zu finden. Dies gilt sowohl für die Weiterentwicklung der Individuen, als auch für Teams und Organisationen.
  • > 11: Ab diesem Punkt wird das Verhältnis als nicht glaubwürdig und authentisch wahrgenommen. Vertrauen schwindet und der Mehrwert von zusätzlichem Lob kehrt sich um.

Von der Wissenschaft in die Praxis

Diese Zahlen sind ehr als Inspiration, als als genaue Richtlinie zu verstehen. Aufgrund einiger Kritik an diesem Modell wurden die Schlussfolgerungen im Nachhinein relativiert und die genannten Schwellenwerte aufgeweicht. Die Tendenzen und vor allem die in den Implikationen steckenden Potentiale bleiben davon aber unangetastet!

Tipps für den Einsatz dieser Führungskompetenz in der Praxis

Auf was habe ich Einfluss

Die Verwendung von Lob und Kritik, positiven und negativen Aussagen ist einerseits Frage des individuellen Führungsstils, aber oft auch eine Frage der Führungsphilosophie und der Kultur im Unternehmen.

Häufig kann man als Führungskraft oder Mitarbeiter keinen direkten Einfluss auf Führungsphilosophie und die Unternehmenskultur nehmen. Man kann allerdings sein eigenes Verhalten anpassen und auch in der Interaktion mit dem eigenen Chef über Feedback Impulse setzen. Und die eigene Führungskompetenz zu erweitern gibt einem immer mehr Mittel und Möglichkeiten an die Hand, um flexibler und erfolgreicher agieren zu können.

Vorgehens-Empfehlungen zur Entwicklung dieser Führungskompetenz

Als erstes empfehle ich Führungskräften oder Mitarbeitern, die ihren Einfluss aufs Team und laufende Projekte vergrößern wollen oder die eine Führungskarriere anstreben, folgende Schritte:

  • Mach eine Bestandsaufnahme. Achte aktiv auf dein eigenes Verhalten und nehme bewusst wahr, wie oft du positive und wie oft du negative Aussagen triffst, Lob und Kritik äußerst. Schaue auch, ob dies ein gleichmäßiges Verhalten ist oder du bei einigen Kollegen positiver agierst als bei anderen.
  • Analysiere, die vorhandenen Beziehungen. Wie erfolgreich ist die Zusammenarbeit und die Entwicklung vom Mitarbeiter oder eurer Interaktion? Vergleiche dieses mit den zuvor gemachten Beobachtungen.
  • Gestalte die Beziehungen. Konzentriere dich zunächst auf die Kollegen, wo du am meisten Verbesserungspotential siehst und wo eine Verbesserung der Interaktion oder der Performance des Gegenübers den meisten Mehrwert bringen würde. In dieser Phase kannst du aktiv Kommunikationstechniken austesten, mit Formulierungen spielen und so ein Verhältnis von positiven und negativen Aussagen erreichen, das sich für dich stimmig anfühlt.
  • Beobachte die Veränderung. Es kann eine Weile dauern, bis sich nachhaltig die Zusammenarbeit oder Performance verändert. Allerdings kannst du oft auch schon spontane Reaktionen auf ein Lob wahrnehmen.
  • Wenn du dich bei deiner Testperson oder in deinen Testsituationen immer sicherer fühlst, weite dieses Experiment aus.

Finde deinen persönlichen Führungsstil

Grundsätzlich ist natürlich zu sagen, dass sich überschwängliches Loben an jeder Stelle nicht für jeden stimmig anfühlt und dann vermutlich auch nicht authentisch wirkt. Hier ist es Teil des Prozesses, deinen persönlichen Stil zu finden.

Ein meist sanfterer Einstieg ist, ein gutes Ergebnis auf sachlicher Ebene als solches anzuerkennen und dies zu kommunizieren. Das loben von Verhaltensweisen und Entwicklungen kann hingegen etwas Übung erfordern. Auch einfach mal „Danke“ zu sagen, oder einem Mitarbeiter ein positives Feedback dritter weiterzuleiten, können gute Ansatzpunkte sein.

Selbstführung – auch hier ist Lob sinnvoll

Wer von uns kennt es nicht – Selbstzweifel, Selbstkritik, Frustration, weil etwas langsam voran geht oder stagniert und vieles mehr. Dies alles sind Beispiele für negative Äußerungen gegenüber einem selbst.

Auf der anderen Seite stehen das Wahrnehmen, Dokumentieren und Feiern von Erfolgen, Selbstlob, Dankbarkeit und Ähnliches.

Sei dir auch hier bewusst, dass du dich mit einem hohen Anteil an negativen Aussagen gegen dich selbst in eine Abwärtsspirale begibst. Dein Selbstvertrauen und deine Motivation schwinden immer mehr und deine Performance lässt nach, positive Entwicklungen verlangsamen sich oder bleiben aus. Dadurch nimmt dann der negative Selbst-Talk noch zu und so geht es weiter.

Zum Glück funktioniert dies auch als Aufwärtsspirale!

Entscheide dich also aktiv, wie du mit dir selbst kommunizieren willst, und arbeite an deiner Zufriedenheit. Nebenbei wird sich auch noch deine Performance steigern und deine Führungskompetenz wird sich weiterentwickeln.

Du willst deine Führungskompetenzen gezielt weiterentwickeln, dich auf eine Führungsrolle vorbereiten oder einfach noch eine bessere Führungskraft werden? Dann ist mein Business-Coaching Angebot genau das richtige für dich!

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