Ich selbst arbeite als Coach, lasse mich aber auch regelmäßig coachen. Zugleich bin ich in Coaching-Netzwerken und in anderen Netzwerken aktiv und im Austausch mit Personen, die sich ebenfalls regelmäßig coachen lassen. Ich kenne also beide Seiten nur allzu gut – die des Coaches und die des Gecoachten. Und glaub mir, es gibt erhebliche Unterschiede.
Es gibt nicht per se ein gutes oder richtiges bzw. ein schlechtes oder falsches Coaching. Es gibt aber definitiv Coachings, die dich für deine Ziele schneller oder langsamer oder vielleicht auch gar nicht ans Ziel bringen. Daher habe ich in diesem Artikel die wichtigsten Aspekte zusammengefasst, die du bei der Suche nach dem für dich richtigen Coach beachten solltest.
Ich nutze genau diese Punkte selbst, wenn ich mich coachen lasse und einen Coach für ein konkretes Anliegen suche. Und ich nutze einige der Punkte, um zu evaluieren, ob ein potentieller Klient in mir den für sich richtigen Coach findet und die Zusammenarbeit Sinn macht.
Überblick
- Das Anliegen – Was will ich durch das Coaching erreichen?
- Coachingleistung: „Vermittle mir Wissen“ bis „Moderiere meinen Erkenntnisprozess“
- Coachingformate
- Coachingmethodik
- Qualifikation als Coach
- Der Coach sollte auch fachlich zu deinem Thema passen
- Kennenlerngespräch
- Zusammenfassung – Wie du deinen Coach findest
Das Anliegen – Was will ich durch das Coaching erreichen?
Diese Frage solltest du dir in jedem Fall vorm Start der Suche nach dem richtigen Coach stellen. Häufig entsteht der Bedarf eines Coachings aus einem von drei Gründen:
- Man möchte ein akutes Defizit überwinden – z. B. ein Problem, einen Konflikt
- Man möchte Klarheit gewinnen – z. B. Entscheidungsprozesse, Strategieentwicklung
- Man möchte ein Ziel erreichen
In den allermeisten Fällen können diese Anliegen auch alleine gelöst werden. Es gibt immerhin durch Bücher, Blogs, YouTube und viele andere Quellen die Möglichkeit, sich die erforderlichen Informationen selbst zusammenzusuchen. Danach steht dann die Umsetzung an und mit genug Zeit und Energieeinsatz kommen die meisten irgendwann ans Ziel.
Warum also einen Coach suchen? Weil deine Zeit und die Qualität der Lösung dir wichtiger sind als der einzusetzende Geldbetrag.
Hast du den richtigen Coach für dein Anliegen gefunden, hilft dir dieser nicht nur dein Ziel schneller und effizienter zu erreichen, sondern auch bei der Qualität des Ergebnisses. Durch gezielte Fragen werden dir Zusammenhänge, deine Ressourcen und Möglichkeiten bewusst. Du kommst auf Lösungen, die nicht offensichtlich sind. Durch Techniken zum Strukturieren von komplexen Zusammenhängen kommst du auf ganzheitlich bessere Lösungen. Und durch fachliche Impulse und Anregungen bringt der Coach eventuell noch Aspekte mit ein, die du alleine nicht gefunden hättest.
Also – Was willst du durch das Coaching erreichen? Häufig wird die Beantwortung einfacher, wenn man die Frage weiter herunterbricht:
- „Welcher Anlass bewirkt, dass ich aktiv werden will?“ (z. B. Problem, Unzufriedenheit, Wunsch sich in einem Bereich zu verbessern / ein ambitioniertes Ziel zu erreichen)
- „Wie müsste die Situation nach dem Coaching aussehen, damit ich dieses als erfolgreich verbuche?“ (Zielsetzung und Veränderungswunsch)
- „Welchen Anteil zur Erreichung dieses Ziels kann ich selbst leisten und wo brauche ich Hilfe?“ (Welchen Beitrag erwarte ich vom Coach)
Coachingleistung: „Vermittle mir Wissen“ bis „Moderiere meinen Erkenntnisprozess“
Coaching ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Als Resultat ist die Bandbreite der Dienstleistungen groß, die unter diesem Namen angeboten werden. Nicht jeder Coach arbeitet also gleich und nicht jeder passt zu deinem Anliegen.
Im Englischen wird „Coach“ als Äquivalent zum deutschen „Trainer“ verstanden. Die fachliche Expertise und fachlicher Wissenstransfer bzw. Entwicklung nach einem klar definierten Leitfaden stehen im Vordergrund. Viele Coaches übernehmen dieses Verständnis auch im deutschsprachigen Raum.
Auf der anderen Seite des Spektrums gibt es Coachingansätze, in denen sich der Coach eher als Methodenexperte und Moderator versteht. Hier kommen beispielsweise Fragetechniken, Perspektivwechsel oder Tools zur Strukturierung oder Ressourcenaktivierung zum Einsatz. Dadurch wird ganz an deine individuellen Bedürfnisse angepasst durch deinen Selbsterkenntnisprozess navigiert. Die wesentlichen inhaltlichen Beiträge kommen dabei aber von dir.
Wo in diesem Spektrum der für dich richtige Coach ist, hängt stark von deinem Anliegen ab:
Suchst du beispielsweise einen Coach, der dir beim Thema Rhetorik und Präsentation hilft, tust du gut daran, einen Experten zu suchen, der dir für deine Situation passendes Wissen vermittelt und dessen Anwendung mit dir übt.
Brauchst du hingegen Unterstützung bei einer Karriereentscheidung, tust du gut daran einen Coach zu suchen, der sich eher als Moderator versteht. Immerhin gibt es in diesem Fall nicht die eine richtige Lösung oder ein anzustrebendes Optimum. Du willst den für dich richtigen Weg finden und brauchst daher jemanden, der dir hilft Klarheit zu gewinnen.
Manche Coaches bieten je nach Bedarf auch im Rahmen ihrer Dienstleistungen eine gewisse Bandbreite an. Hier braucht es offene Kommunikation. Werde dir klar, was du brauchst oder welche Vorlieben du hast und kommuniziere diesen Bedarf.
Coachingformate
1:1 oder Gruppencoaching? Flexible Ablaufgestaltung oder ein zeitlich verbindlich strukturiertes Programm?
Auch hier gilt – es gibt nicht den einen richtigen Weg. Wäge ab, wo die Vorteile überwiegen.
1:1 vs. Gruppencoaching: Individuelles Eingehen auf dich und dein eigenes Tempo auf der einen Seite, Inspiration und Motivation durch andere Erfahrungen und die Gruppendynamik auf der anderen. Parallel ist natürlich auch der Kostenpunkt häufig sehr unterschiedlich.
Flexibel vs. Strukturiert: Flexible Zusammenarbeit bietet sich vor allem dann an, wenn…
- du eine Begleitung durch einen längeren Prozess suchst und die Coachings als Impulse für kleinere Themen (eine Sitzung) und zur Richtungskorrektur nutzt.
- dein Alltag es notwendig macht, Termine in die eben unregelmäßig vorhandenen Lücken zu legen.
Voraussetzung für den erfolgreichen Ablauf einer flexiblen Termingestaltung ist aber, dass du sehr engagiert und diszipliniert zwischen den Terminen an dem Thema weiterarbeitest.
Ein strukturiertes Coachingprogramm mit Regelterminen bietet sich vor allem dann an, wenn eine zeitkritische Transformation angestrebt wird und du die Verbindlichkeit für die eigene Umsetzung hochhalten willst. Auch bei eher auf Wissenstransfer ausgerichteten Coaching-Anliegen hat sich für mich dieser Ansatz bewährt.
Coachingmethodik
Auch in der angewandten Methodik im Coaching gibt es eine weite Bandbreite. Über Hypnosetechniken, NLP, systemisches Coaching und viele andere Ansätze kann man ganze Bücher schreiben. Da dieser Artikel keinem dieser umfangreichen Methodenkoffer gerecht werden kann, möchte ich an dieser Stelle einfach nur darauf hinweisen, dass es Unterschiede gibt und du diese bei der Auswahl eines Coaches berücksichtigen solltest. Informiere dich über die Möglichkeiten und mach dir über deine Präferenzen bzw. No-Gos für dich Gedanken. Sprich das Thema sonst auch einfach offen mit dem in Frage kommenden Coach an. Du musst nicht jede Einzelheit bei der Entscheidung verstehen, du musst dich aber gut aufgehoben fühlen.
Qualifikation als Coach
An dieser Stelle sei nochmal wiederholt, dass die Berufsbezeichnung „Coach“ nicht geschützt ist. Jeder darf sich also ohne konkrete Qualifikation Coach nennen. Hier macht es also Sinn, dem potentiellen Coach ein wenig auf den Zahn zu fühlen.
Empfehlungen von anderen, denen du vertraust, oder bereits selbst mit dem Coach gemachte Erfahrungen sind natürlich besonders verlässliche Informationen. Liegen diese nicht vor, kannst du aber auch auf andere Referenzen und Kundenbewertungen schauen, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Versuche hierbei vor allem herauszufinden, ob der Coach anderen bei ähnlichen Themen wie dem deinen helfen konnte und ob die Punkte, die sie loben oder kritisieren, dir bei einem Coach wichtig wären.
Um eine fachliche Expertise als Coach sicherzustellen, kannst du auch die Ausbildungen des Coaches und ggf. vorhandene Mitgliedschaften in Verbänden hinterfragen. Auch hier gilt nicht, dass keine Zertifizierung durch einen Verband zwangsläufig schlecht bzw. eine vorhandene Zertifizierung immer ausreichend ist. Viele Verbände haben aber konkrete Aufnahmekriterien, durch die eine gewisse Qualität sichergestellt ist. In Bezug auf Ausbildungen solltest du besonders auf regelmäßige Fortbildungen achten. Häufig findest du auch in dieser Sektion schon Hinweise, nach welchen Methoden der Coach vermutlich arbeitet oder welches Spektrum er abdeckt. Hat derjenige nie eine Ausbildung als Coach absolviert und keine glaubwürdigen Referenzen anderer Art, ist dies für mich immer ein echtes Warnsignal.
Ein weiteres ACHTUNG möchte ich hier zusätzlich noch loswerden: Während Coaching keine geschützte Berufsbezeichnung ist, darf man als Coach NICHT therapeutisch tätig sein. Dies ist nicht nur strafbar, sondern auch hochgradig unmoralisch. Sollte dein Anliegen also zum Beispiel sein, aus einem Burnout herauszukommen, kann dir ein Coach helfen, deine Haltung oder dein Verhalten zu bearbeiten, um Stress zu vermeiden und Resilienz zu stärken. Der Anteil einer psychischen Erkrankung darf aber nur durch einen ausgebildeten Therapeuten bearbeitet werden. Nichts spricht dagegen, beides parallel zu nutzen oder einen Therapeuten zu suchen, der auch als Coach tätig ist. Achte nur bitte darauf, dass du hier besonders vorsichtig bist und deine Gesundheit nur dafür ausgebildeten Personen anvertraust!
Der Coach sollte auch fachlich zu deinem Thema passen
Egal welcher Coachingansatz verfolgt wird, wächst die Qualität und Präzision mit gesteigertem Wissen und Erfahrungen bezüglich der konkreten Themenstellung und der vorhandenen Rahmenbedingungen. Damit ist nicht gemeint, dass der Coach 1:1 die vorhandene Situation selbst erlebt haben muss. Trotzdem solltest du darauf achten, dass hier gewisse Parallelen existieren sollten. Diese können eigene Erfahrungen, spezifische Fortbildungen oder die Spezialisierung und Arbeit mit Kunden sein, die vergleichbare Anliegen haben.
Wenn du beispielsweise in einem Konzern arbeitest und eine Karriereentscheidung treffen musst, wäre ein Coach, der immer nur selbstständig war und sich auf Startups spezialisiert hat, nicht meine erste Wahl.
Genauso passt der männliche 60 Jahre alte Coach, der sonst Geschäftsführer und Aufsichtsräte coacht vielleicht nicht optimal für eine 28 Jahre alte Frau, die sich auf den Bewerbungsprozess für ihre erste Führungsrolle vorbereiten will.
Ausnahmen bestätigen die Regel. Und solange du dem Coach vertraust und dich verstanden und gesehen fühlst, ist natürlich alles wunderbar. Achte aber bei der Auswahl darauf, dass dies am Ende gegeben ist.
Kennenlerngespräch
Du hast deine Recherche gemacht und einen Coach gefunden, der zumindest auf dem Papier zu dir passt? Wunderbar. Die meisten Coaches bieten ein kurzes Erstgespräch an, in dem man sich gegenseitig kennenlernen und schauen kann, ob die Zusammenarbeit in Frage kommt.
Neben Sympathie und Vertrauen solltest du hier deine Erwartungen ganz klar artikulieren und überprüfen, ob diese erfüllt werden. Die vorherigen Absätze durchzuarbeiten ist dabei eine super Vorbereitung! Stelle alle Fragen, die dir wichtig sind. Zurückhaltung ist hier nicht zielführend.
Zusammenfassung – Wie du deinen Coach findest
Coaching ist eine wundervolle Option, um Probleme zu überwinden, Klarheit zu gewinnen und Ziele schneller und besser zu erreichen. Es stellt ein Investment in dich und ein „Ja“ zu deiner Priorisierung von dir selbst dar!
Ich hoffe, dass dir diese Punkte helfen, den für dich richtigen Coach zu finden und deine Ziele zu erreichen! Arbeite dich strukturiert über die Ermittlung deines Bedarfs zum Abgleich mit den Angeboten der Coaches vor, überprüfe dies im Kennenlerngespräch und finde den für dich am besten passenden Coach.
Solltest du an meinen „Diensten“ als Coach interessiert sein, findest du auf meiner Website mehr über meine Qualifikationen, meinen beruflichen Hintergrund, meine Art zu arbeiten und die Kunden und Themen, auf die ich mich spezialisiert habe. Sollte ich als Coach zu deinem Bedarf passen, freue ich mich darauf, dich in einem unverbindlichen und kostenlosen Erstgespräch kennenzulernen. Wenn nicht, wünsche ich dir viel Erfolg bei deiner Suche und der Bearbeitung deines Anliegens!